Hamburger Abendblatt
Eine Reihe im KoKi zeigt globalisierungskritische Filme

Ist Mode politisch? Die kecken Brustbanner sind es vielleicht nicht. Eher schon, wenn man verfolgt, wie deutsche Konzerne hochgiftige Pestizide, die in Europa verboten sind, in Entwicklungsländer schicken, etwa in den südindischen Baumwollgürtel. Dort ruinieren sie die Gesundheit der Textilarbeiterinnen und verseuchen das Trinkwasser, damit es auch weiterhin prima günstig T-Shirts gibt. 100% Baumwolle – Made in India heißt die halbstündige Doku, in der Inge Altemeier diesem Auswuchs der Globalisierung nachgegangen ist. Sie wurde mit einem Sonderpreis des Bundesumweltministeriums ausgezeichnet.

Ihre Doku ist eine von etwa 60 Beiträgen, die im Januar in Berlin gelaufen ist. Anlass war die "Globale05", ein bekennend globalkritisches Filmfestival, das nach 2003 zum zweiten Mal ausgerichtet wurde. In Zusammenarbeit mit "attac Kiel" präsentiert das Kommunale Kino in der kommenden Woche ein Auswahl.

Globalisierung ist ein weites Feld. Entsprechend sind die Filme zu Themenkomplexen gebündelt: Krieg, Arbeitskampf, Hartz IV, Ökologie, Internationale Konzerne. Gemeinsam ist die Verortung der Filme im Abseits, die Unabhängigkeit vom Markt. Jenseits vom Quotendruck der Medienindustrie überlässt sich Baghdad kommentarlos den Bildern der umkämpften Stadt. Unbeeindruckt von den Einschüchterungen der Konzerne recherchiert Ermordete Coca-Cola Gewerkschafter in Kolumbien den brachialen Arbeitskampf. Jenseits vom hauruckhaften Lächeln sozialreformischer Impulsgeber begleitet Einer von Vielen einen von fast 300000 Sozialhilfeempfängern von Berlin zur Arbeit mit geringfügiger Vergütung. Hier fällt das Stichwort "Prekarisierung", jene Arbeitsfindung, die im Wortsinne "prekär", also durch Bitten erlangt und zugleich unsicher ist.

Das Kino versteht sich hier als kritischer Raum. "Das Festival ist die Bühne für Menschen, die aufgrund medialer Ausgrenzung selten öffentlich zu Wort kommen", sagen die Veranstalter. Die Filme sind Diskussionsangebote. Im Anschluss an die Vorführungen finden Gespräche statt. gk

nordClick/kn vom 09.06.2005 01:00
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